
BETRIEB
UND VERTRIEB
Brot ist nicht nur ein Kulturgut ersten Ranges, sondern fungiert als Treibstoff fĂŒr den technischen Fortschritt. Und kurbelt diesen gleich doppelt an âŠ
Mit vollem Magen ist man produktiver, stĂ€rker, klarer im Denken, rationaler im Handeln. Solange der Hunger jede Hirnzelle beschĂ€ftigt, gibt es fĂŒr Forschung und Entwicklung keinen Platz. Sobald aber das tĂ€gliche Brot gesichert ist, setzt der menschliche Geist zu HöhenflĂŒgen an.
Sollte das allein nicht schon genĂŒgen, besteht ein noch sehr viel direkterer Zusammenhang zwischen Brot und technischer Entwicklung. Um nĂ€mlich Brot in ausreichenden Mengen bereitstellen zu können, wurde seit jeher an einer immer effizienteren Brot-Produktion getĂŒftelt. GetreidemĂŒhlen etwa waren lange die Speerspitzen des Fortschritts, galt es doch, das chronisch knappe Getreide bis zur letzten Faser zu nutzen. Deshalb sind MĂŒhlen etwa die ersten, die mit Wasserkraft arbeiten, lange vor SĂ€gewerken, GeblĂ€sen oder HĂ€mmern, sie sind die ersten, in denen ein FlieĂbandsystem zum Einsatz kommt. âThe millâ steht daher im Englischen nicht nur fĂŒr die MĂŒhle, sondern fĂŒr die Fabrik schlechthin.
Die hĂ€lt im 19. Jahrhundert in die Welt des Brotes Einzug, neben zahlreichen handwerklich betriebenen BĂ€ckereien entstehen in den groĂen StĂ€dten erste Brotfabriken, bekannte Brotmarken sind im Stadtbild omniprĂ€sent: dank tausender Brotautos und Werbeplakaten. Die versprechen eine heile Welt, auch in den alles andere als heilen Zwischenkriegsjahren: mit starken MĂ€nnern, fĂŒrsorglichen MĂŒttern und lachenden Kindern. Auch wenn die Welt also im Chaos versinkt: Brot schafft Zuhause.